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Frauengesundheitszentrum ISIS und Markforschungsfirma Solution verweigern Transparenz der Daten und Finanzen. Ex-LH Burgstaller mit Intervention gescheitert.

isis studie verhütung cover(Salzburg, Wien, 05.10.2014, PUR) Im Juli wurde die Studie noch stolz vom Land Salzburg präsentiert. Die Ergebnisse über das Verhütungsverhalten und die Empfehlungen für die Politik entsprachen dem bisherigen Engagement der Auftraggeber und sollten deren weitere Aktivitäten sowie die Ausbildung von Fachkräften untermauern. Doch nun werden Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Studie lauter: Offensichtlich weist die Auswertung durch die Salzburger Marktforschungsfirma Solution gravierende Fehler auf. Trotz mehrmaliger Urgenz war das Frauengesundheitszentrum ISIS als Herausgeber jedoch nicht bereit, die notwendigen Fehler zu korrigieren. Weiterhin ist die fehlerhafte Studie trotz des Wissens um die Probleme auf deren Homepage veröffentlicht.

ISIS mit Vorwurf der finanziellen und wissenschaftlichen Intransparenz konfrontiert

„Nicht nur die Daten möchte das von öffentlicher Hand subventionierte Frauengesundheitszentrum ISIS geheim halten, auch die Finanzierung der Studie soll offensichtlich der Öffentlichkeit vorenthalten werden. Und das in einem gesellschaftlich sensiblen Bereich, in dem Ehrlichkeit und Transparenz oberste Priorität haben müssten“, zeigt sich Gynmed-Leiter DDr. Christian Fiala irritiert. Angesichts der Brisanz der vorliegenden Probleme hat sich auch EX-LH Gabi Burgstaller, bisher erfolglos, als Vermittlerin eingeschaltet. Sie hatte in ihrer aktiven Zeit die Studie initiiert. Erschwert wird die Aufklärung durch die Weigerung der Fa. Solution, die von ihr ausgewerteten Fragebögen an das Frauengesundheitszentrum nach getaner Arbeit zurückzugeben. ISIS hat deshalb nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

Offenlegung und Neu-Veröffentlichung gefordert

Christian Fiala, Leiter der Gynmed Ambulatorien in Salzburg und Wien, hat als Projektpartner die Befragung erst möglich gemacht: er hat sowohl das Konzept als auch den Fragebogen entworfen: „Wir haben mithilfe unserer Patientinnen die Erhebung durchgeführt und im guten Glauben die Original-Fragebögen an Solution weitergegeben. Jetzt zeigt sich, dass wissenschaftliche Standards nicht eingehalten wurden und offensichtlich auch die finanzielle Gebarung sehr undurchsichtig ist“, zeigt sich Fiala betroffen.  Politisches Engagement auf womöglich unrichtigen Daten und Analysen aufzubauen, diene jedoch weder den betroffenen Menschen, noch sei dies ethisch und wissenschaftlich vertretbar. „Als Arzt bin ich den Patientinnen verpflichtet und verlange deshalb eine Prüfung der Daten und die Neuveröffentlichung der Studie, basierend auf einer korrekten und transparenten Auswertung.“ Gynmed hat indes auf Mitautorenschaft geklagt, um so doch noch die Korrektur der zahlreichen Fehler in der Studie zu erwirken.

Die Fehler der Studie im Einzelnen

  • Keinerlei Angaben über die Statistische Signifikanz der Ergebnisse
  • Zitate wurden fehlerhaft wiedergegeben
  • Die teilweise hohe Zahl der Nicht-Antworten wurde in keiner Graphik ausgewiesen
  • Schlussfolgerungen wurden auf Basis falscher bzw. unwissenschaftlicher Bewertung getroffen
  • Co-Autoren wurden nicht genannt

Gefälligkeitsgutachten?

„Ich will nicht glauben, dass es sich bei der Studie um ein Gefälligkeitsgutachten handelt“, so Fiala. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die gesamte Untersuchung mit den Basisdaten offengelegt und transparent neu ausgewertet werde. „Angesichts der ungwöhnlich großen Probleme mit der gegenwärtigen Studie wäre es jedoch angebracht, auch andere Untersuchungen von Solution auf wissenschaftliche Korrektheit zu überprüfen, sofern diese mit öffentlichen Geldern finanziert wurden.“

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Medienbericht Salzburger Fenster

Klage_um_Abtreibungsstudie-Salzburger-FensterKlage um Abtreibungsstudie: Wurde sie aus
politischen Gründen „schön geschrieben“?
Der Abtreibungsarzt Christian Fiala hat das Salzburger Frauenzentrum ISIS geklagt. Es
geht um Geld und eine angeblich „unsaubere“ Studie.

Am Mittwoch dieser Woche stehen der Wiener Abtreibungsarzt Christian Fiala und das Frauengesundheitszentrum ISIS vor einem Salzburger Bezirksrichter. Fiala hat auf Schadenersatz geklagt, weil er in einer Studie zum Thema „missglückte Verhütung und Schwangerschaftsabbruch“ nicht als Co-Autor
genannt wurde. Im Hintergrund fliegen die Fetzen.

Denn außer um Geld und Ehre geht es um die brisante Frage, ob die Untersuchung aus politisch opportunen Gründen „schön geschrieben“ wurde. Fiala, Chef der Abtreibungsambulanzen der Firma Gynmed (in Wien als Eigentümer, in Salzburg als Ambulanzleiter am LKH), erhebt diesen Vorwurf. Konkret geht es um folgenden Punkt: In der mit 20.000 Euro subventionierten Studie wurden die 540 Teilnehmerinnen und Patientinnen der Gynmed-Ambulatorien anonymsiert unter anderem gefragt, ob sie bereits einmal oder mehrmals eine Schwangerschaft unterbrochen hätten?

Klage um Abtreibungsstudie [PDF 400KB]
Salzburger Fenster: Oktober 2014
www.salzburger-fenster.at